Österreichische Medizinische Gesellschaft für

NEURALTHERAPIE & REGULATIONSFORSCHUNG

Neuraltherapie ist eine ganzheitliche Untersuchungs- und Behandlungsmethode mit Lokalanästhetika. Sie hat ihre Wurzeln in der Schulmedizin und ist eine auf wissenschaftlichen medizinischen Erkenntnissen basierende Form der Regulationstherapie.

Im Körper finden ununterbrochen Abstimmungsvorgänge statt, die die Funktion der Muskulatur, der Organe, der Faszien, des Bindegewebes, der Haut und des Nervensystems steuern. Die Summe all dieser Anpassungsvorgänge an äußere und innere Einflüsse auf den Organismus nennen wir Regulation. Werden diese Regulationssysteme gestört, kann es zu Beschwerden wie Schmerzen, Funktionsstörungen (Bewegungseinschränkungen, Bluthochdruck) oder psychovegetativer Imbalance kommen. Die Störfaktoren sind oft ganz diskrete Gewebeveränderungen, die selbst vordergründig keine Beschwerden machen: Narben, alte Knochenbrüche, Prellungen, wiederkehrende Entzündungen. Die Domäne der Neuraltherapie ist die Behandlung dieser Störfelder und bewirkt somit die Wiederherstellung der Selbstregulation.

Ein Beispiel

Eine einfache Schnittverletzung am Finger tut anfangs weh. Nach einigen Stunden jedoch merken wir sie kaum mehr, obwohl sie noch lange nicht verheilt ist. Hier hilft uns unser Körper durch seine Regulation: Er entzieht den weiteren Verlauf unserem Bewusstsein, stellt den Finger durch Muskelspannung ruhig und leitet die Heilungsvorgänge ein. Während all dies abläuft, können wir uns nahezu ungestört um unseren Alltag kümmern.

In weiterer Folge müssen von unserem Körper fortlaufend Anpassungsleistungen erbracht werden, da sich die Nerven- und Gefäßversorgung sowie die Gewebsbeschaffenheit durch Narbenbildung verändert haben. Der Körper muss lernen, mit diesen neuen Umständen umzugehen.

Im Laufe unseres Lebens erfahren wir viele derartige Belastungen. Obwohl unserer Wahrnehmung nach deren Heilung längst abgeschlossen ist, können sie eine Vielzahl von Beschwerden mitverursachen. Die größte Schwierigkeit dabei ist, den ursächlichen Zusammenhang minimaler Gewebeveränderungen mit oft entfernt liegenden Beschwerden zu finden.

Es werden örtlich wirksame Betäubungsmittel(Lokalanästhetika) an bestimmte Stellen desKörpers injiziert. Dabei ist nicht der Umstand derörtlichen Betäubung, sondern die Beeinflussungder Regulationssysteme das Ziel. Die Behandlung erfolgt über Strukturen an Haut, Muskulaturund Nerven, sowie über die Ausschaltung vonStörfeldern. Tritt eine Linderung oder spontaneBeschwerdefreiheit ein, so ist dies als Besserungoder Normalisierung der Regulationsstörung zuinterpretieren.

Eine Besonderheit der neuraltherapeutischen Sichtweise ist der Umstand, dass Beschwerden nicht als isolierte Phänomene betrachtet werden, sondern in einen Kontext gebracht und ganzheitlich behandelt werden. Dies ist bei chronischen Beschwerden besonders wichtig. Häufig sind es die vermeintlich unbedeutenden Stellen, deren Behandlung der Schlüssel zum Erfolg ist und den Teufelskreislauf aus Fehlfunktion und Schmerz unterbricht.

Nach der Behandlung sollten Sie eine kurze Ruhepause einplanen. Als Reaktion auf die Neuraltherapiesitzung können kurzzeitiges Schwindelgefühl und Müdigkeit auftreten. Die Konzentrationsfähigkeit kann nach der Behandlung für ein bis zwei Stunden leicht beeinträchtigt sein. Gelegentlich löst die Infiltration eine Verschlimmerung der Beschwerden aus: Dies ist vorübergehend und ein Zeichen, dass der Organismus grundsätzlich auf Neuraltherapie anspricht. Also positiv. Informieren Sie darüber Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, da dies einen wichtigen Hinweis für das weitere therapeutische Vorgehen darstellt.

Bitte führen Sie Aufzeichnungen über Ihr Befinden am Behandlungstag und den darauffolgenden Tagen und bringen Sie diese zum nächsten Termin mit! Manchmal führt schon eine einzige Behandlung zu dauerhafter Beschwerdefreiheit. Meist werden aber mehrere Therapiesitzungen für einen anhaltenden Erfolg erforderlich sein.

Nach dem Erheben einer ausführlichen Krankengeschichte wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie untersuchen. Die wichtigste Untersuchungstechnik ist das Abtasten Ihrer Haut, des Bindegewebes und der Muskulatur mit zarten, völlig schmerzfreien Griffen (Palpation). Auch werden die Funktionen der Gelenke und der Wirbelsäule geprüft, und zwar nicht nur in den die Beschwerden verursachenden Regionen. Dies scheint PatientInnen anfangs durchaus ungewöhnlich.

Auch sehr diskrete Veränderungen in Haut, Bindegewebe, Muskulatur und der Beweglichkeit von Gelenken geben wichtige Hinweise auf das Vorliegen von Regulationsstörungen, die wegweisend für die Therapie sind. Infiltrationen werden daher oft fern der Schmerzlokalisation durchgeführt.

Zur Behandlung werden Injektionsspritzen mit feinen Nadeln verwendet. Der Stichschmerz ist meist gering und überzeugt auch skeptische PatientInnen von der Harmlosigkeit der Injektion.

Nach der Behandlung sollten Sie eine kurze Ruhepause einplanen. Als Reaktion auf die Neuraltherapiesitzung können kurzzeitiges Schwindelgefühl und Müdigkeit auftreten. Die Konzentrationsfähigkeit kann nach der Behandlung für ein bis zwei Stunden leicht beeinträchtigt sein. Gelegentlich löst die Infiltration eine Verschlimmerung der Beschwerden aus: Dies ist vorübergehend und ein Zeichen, dass der Organismus grundsätzlich auf Neuraltherapie anspricht. Also positiv. Informieren Sie darüber Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, da dies einen wichtigen Hinweis für das weitere therapeutische Vorgehen darstellt.

Bitte führen Sie Aufzeichnungen über Ihr Befinden am Behandlungstag und den darauffolgenden Tagen und bringen Sie diese zum nächsten Termin mit! Manchmal führt schon eine einzige Behandlung zu dauerhafter Beschwerdefreiheit. Meist werden aber mehrere Therapiesitzungen für einen anhaltenden Erfolg erforderlich sein.

  • Bei akuten Schmerzen, wie z.B. einem „Hexenschuss“ kann Neuraltherapie oft sofortige Linderung verschaffen.
  • In der Therapie chronischer Beschwerden spielt die Behandlung von Störfeldern eine besondere Rolle und dies erfordert Geduld vom Patienten.
  • Bei allen Funktionsstörungen ist Neuraltherapie gut einsetzbar.

Liegen bereits strukturelle Schäden vor (z.B. starke Gelenksabnützung) kann Neuraltherapie Erleichterung verschaffen, aber keine Heilung erzielen.

Am häufigsten wird Neuraltherapie zur Behandlung von Schmerzzuständen angewendet. Sie lässt sich gut mit anderen Therapieformen sowie mit Medikamenten kombinieren und hat nur wenige Nebenwirkungen.

Mögliche Anwendungsbereiche:

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
    Schmerzen und Bewegungseinschränkung im Bereich der Wirbelsäule („Hexenschuss“, unspezifischer Kreuzschmerz, Peitschenschlagsyndrom) und der Gelenke (Schulter-, Ellbogen-, Hüft-, Kniegelenksbeschwerden etc.).
    Muskuläre Verspannungen und Fehlfunktionen durch einseitige Arbeitshaltungen („verspannter Nacken“) und deren weitreichende Folgen wie Blockaden, Kopfschmerzen, Schwindel.
    Beschwerdelindernde Wirkung bei Arthrosen (Gelenksabnützung) oder bei Zuständen als Folge entzündlicher Gelenkserkrankungen.
  • Narben
    Wundheilungsstörungen, schlecht verheilte Narben, Narbenschmerzen.
  • Erkrankungen im Kopf- und HNO Bereich:
    Kopf: Spannungskopfschmerz, migräneartiger Kopfschmerz, neuralgiformer Gesichtsschmerz, Trigeminusneuralgie
    Nase: Entzündliche oder allergisch bedingte Erkrankungen der Nase und der Nasennebenhöhlen
    Ohr: Unterstützend bei entzündlichen Erkrankungen des Ohres, Tinnitus, Schwindel
    Erkrankungen im Bereich der Mandeln, der Speicheldrüsen, des Kehlkopfes
    Heiserkeit, Stimmbildungsstörungen, Globusgefühl, Infektanfälligkeit
  • Erkrankungen im Zahn- Kieferbereich
    Schmerzen im Kieferbereich, verspannte Kaumuskulatur, craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
    Nachbehandlung von Operationen im ZahnKieferbereich (wurzelbehandelte Zähne, Wurzelspitzenresektion, Narben nach Zahnextraktionen wie Weisheitszahnentfernung, operative Kieferumstellung)
    Behandlung störfeldverdächtiger Zähne
  • Funktionelle Herz- oder Atmungsbeschwerden
    Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Reizhusten, Atemfunktionsstörungen
  • Unterstützende Behandlung des Verdauungsapparates
    Magen- und Darmbeschwerden verschiedener Ursachen: Gastritis, Leber- und Gallebeschwerden, Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse, Störungen des Verdauungsablaufes
  • Entzündliche oder Reizzustände der Harnwege
  • Funktionsstörungen oder entzündliche Erkrankungen der Geschlechtsorgane
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Vegetative Funktionsstörungen
    Störung der Schweißsekretion, Durchblutungsstörungen, Störungen des Wärmehaushaltes, Schlafstörungen, Unterstützung bei klimakterischen Beschwerden, Unterstützung bei Gereiztheit und trauriger Verstimmtheit
  • Psyche
    Als positiven „Nebeneffekt“ beschreiben PatientInnen häufig ein allgemeines Entspannungs- und Leichtigkeitsgefühl nach der Therapie. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Neuraltherapie eine ausgleichende Wirkung auf das vegetative Nervensystem hat. Auch lösen sich manchmal tiefsitzende, emotionale Spannungszustände. Dies passiert vor allem bei der Behandlung von Narben, die mit einem emotionalen Trauma verbunden sind. Neuraltherapie zeigt also nicht nur Wirkung auf den Körper, sondern hat insgesamt einen positiven und ausgleichenden Effekt auf den Menschen als Ganzes.

Neuraltherapie erfordert eine spezifische Ausbildung. Sie darf nur von berufsberechtigten Ärzten sämtlicher klinischer Fachrichtungen durchgeführt werden. Die Ausbildung dauert 2 Jahre und wird mit einem Diplom der Österreichischen Ärztekammer abgeschlossen.

Wie lange muss ich behandelt werden?
Bei kurzfristig auftretenden Beschwerden genügt meist eine Kurztherapie (wenige Tage bis Wochen). Bei länger dauernden Beschwerden oder jahrelangem Verlauf der Erkrankung kann eine Therapie über mehrere Monate nötig sein, um Stabilität zu erlangen. Neuraltherapie eignet sich auch als langdauernde Begleittherapie chronischer Leiden, da sie auch bei langfristiger Anwendung keine Nebenwirkungen zeigt.

Kann ich unmittelbar nach der Behandlung arbeiten oder ein Fahrzeug lenken?
Ja, wobei je nach Intensität der Therapie eine Nachbeobachtungszeit zwischen 30 Minuten und 2 Stunden empfehlenswert ist. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Sie darüber ausführlich aufklären.

Was soll ich meiner Ärztin oder meinem Arzt mitteilen?
Wichtige krankengeschichtliche Daten: Schwere und leichte Vorerkrankungen, Operationen, Narben (auch Impfnarben und Narben nach Verbrennung), schlecht heilende Wunden, Probleme im Zahn- Kieferbereich, Wetterfühligkeit, etc. Am besten nehmen Sie schriftliche Aufzeichnungen mit, dies erleichtert das ausführliche Erstgespräch. Informationen über persönliche Risikofaktoren: Allergie gegen Lokalanästhetika (z.B. nach Zahnarztbesuchen), Herzerkrankungen, Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten.

Nadelangst: Zögern Sie nicht, darüber zu sprechen! Meist kann sie überwunden werden.

Reaktionen nach der Behandlung: Veränderung der Beschwerden, also Besserung oder vorübergehende Verschlimmerung, Verlagerung der Beschwerden in andere Körperregionen sind für die weitere Therapieplanung ausschlaggebend.

Was kostet die Behandlung?
Neuraltherapie ist nicht im Leistungskatalog der Gesundheitskassen enthalten. Bei manchen privaten Krankenversicherungen kann das Honorar zur Rückvergütung eingereicht werden. Das Honorar für eine neuraltherapeutische Behandlung entspricht in der Regel dem einer Privatordination. Es wird für die Erstkonsultation dem Zeitaufwand entsprechend in der Regel höher sein als das für nachfolgende Behandlungen.

Henry Head legte Ende des 19. Jahrhunderts den Grundstein der Regulationsmedizin. Er beschrieb Hautzonen, die mit inneren Organen verbunden sind (Grundlage der physikalischen Medizin).

Ferdinand Huneke (1891-1966) entdeckte die Neuraltherapie, indem er 1925 auf ein für ihn unerklärliches Phänomen stieß: Er spritzte seiner migräneerkrankten Schwester irrtümlich ein Rheumamittel gemischt mit einem Lokalanästhetikum intravenös und konnte sie so von ihren Schmerzen befreien. Durch weitere Nachbehandlungen konnte er sie dauerhaft heilen. Im Laufe seiner Beschäftigung mit diesem Phänomen gelang ihm 1940 der nächste große Schritt: Er entdeckte das Störfeld! Huneke erkannte, dass die Schulterschmerzen eines Patienten mit einer lang zurückliegenden Verletzung am Unterschenkel in Verbindung standen. Nach Unterspritzung dieser Narbe mit einem Lokalanästhetikum besserten sich die Schulterschmerzen schlagartig und nachhaltig.

Die weitere Forschung wurde durch viele namhafte Therapeuten betrieben:

Peter Dosch hat in seinen Arbeiten auf die Aktivierung von Selbstheilungsmechanismen durch Neuraltherapie hingewiesen.

Otto Bergsmann veranschaulichte die Vernetzung der Störung innerer Organe mit gestörten Bewegungsfunktionen und brachte damit eine dynamische Komponente in das neuraltherapeutische Denken.

Alfred Pischinger erkannte das Grundsystem (ein Flüssigkeitsmantel, der alle Zellen und Gewebe umgibt) als wesentlichen Informationsträger.

Durch all diese Erkenntnisse bietet die Neuraltherapie heute ein ganzheitliches Therapieverfahren, das die Selbstheilungsmechanismen des Körpers unterstützt, die Abwehrmechanismen zu verbessern hilft, und nicht zuletzt die Lebensqualität steigert.

Ärzten/innen, die die Ausbildung für Neuraltherapie erfolgreich abgeschlossen haben, wird von der Ärztekammer ein Diplom verliehen. Wenn Sie eine Neuralherapeuten/in mit Ärztekammerdiplom für Neuraltherapie suchen, klicken Sie einfach auf  » Arztsuche »
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